Große Kostümsitzung der Prinzengarde (11.2.2017)
Party können sie, die Herren der Prinzengarde "Rot-Weiss"! Das FeDeFe in den Sälen des Steigenberger Parkhotels am Karnevalssamstag ist Kult - die 1.200 heiß begehrten Karten sind lange im Voraus verkauft -, bei der Altweiber-Party am selben Ort herrscht ebenfalls immer eine tolle Stimmung. Und für die Brauhaussitzung "Jeck em Fuchs" müsste beim Füchschen großzügig angebaut werden, um alle Kartenwünsche erfüllen zu können.
Aber als 1. Garde der Landeshauptstadt hat die Prinzengarde den Anspruch, nicht nur Party zu machen, sondern auch eine klassische Sitzung zu veranstalten, bei der nicht nur Bands, sondern auch Tanzgarden und Redner auftreten. Schade nur, dass ihr Publikum das anders sieht...
Am Samstagabend ist es wieder soweit: Die Große Kostümsitzung der Prinzengarde. Unter den rund 680 Gästen im Hilton Hotel tummeln sich getreu des Mottos "Ahoi auf der MS Prinzengarde – eine jecke Kreuzfahrt um die Welt" zahlreiche weibliche wie männliche Matrosen, Kapitäne, Passagiere in bunten Hawaii-Hemden und Freibeuter der Meere.


Pünktlich sticht die MS Prinzengarde in See. Nach der Begrüßung durch Kapitän und Präsident Dirk Kemmer im roten Anzug zieht die Kinderprinzengarde mit ihrem Kinderprinzenpaar Josef I. und Venetia Hannah ein und präsentiert ihr Programm.

Als Eisbrecher betritt Senkrechtstarterin Lieselotte Lotterlappen alias Joachim Jung die Bühne. In bewährter Manier nimmt sie das Publikum auf die Schippe. Bereits zu dieser frühen Uhrzeit wabert eine unruhige Geräuschkulisse im Saal umher. Doch nicht zuletzt durch ihre Tanzeinlage zu flotten Beats bekommt Lieselotte das Publikum auf ihre Seite und erntet viel Beifall für den Auftritt.


Danach zieht das Düsseldorfer Prinzenpaar mit großem Gefolge auf die Bühne. Prinz Christian III. hat einen Rettungsring angelegt, doch den benötigt er hier nicht: Seine lockere Ansprache auf der Bühne seiner Leibgarde kommt gut an.

Venetia Alina ist etwas angeschlagen und noch nicht wieder im vollen Besitz ihrer Stimme. Doch Oberbürgermeister Thomas Geisel hilft da gerne aus und übernimmt einen Teil ihrer Ansprache an das jecke Volk.

Nach dem flotten Auftritt des Tanzpaares Tom Jansen und Jenny Ohlenhard zeigt die neue Solomarie Michelle Schummers ihr Können.

Mit voller Fahrt geht es weiter: Bei den Auftritten der Rabaue und danach der Swinging Funfares hält es keinen mehr auf den Stühlen - it's Partytime!

Die Gäste sind im Party-Modus. Wolfgang Trepper hat es jetzt als Redner da schon etwas schwerer, das Publikum zum Zuhören zu bewegen. Doch mit seiner dynamischen Art gelingt ihm das letztendlich gut.

Alt Schuss - keine andere Band in Düsseldorf hat mehr Klassiker im Repertoire. Der kurzzeitige Stromausfall tut der Stimmung keinen Abbruch - die Gäste singen einfach weiter.

Nach den Lokalmatadoren Alt Schuss kommt wieder ein Redner. Manni der Rocker ist zwar viel länger im karnevalistischen Geschäft als Markus Krebs, doch letzterer hat ihn längst überholt, was das Timing und die Qualität der Pointen betrifft. Die Gäste finden in der Unterhaltung miteinander ohrenscheinlich spannendere Themen.


Kuhl un de Gäng sind ein Garant für beste Stimmung! Ihren Hit "Ich han dä Millowitsch jesinn" kann jeder mitsingen, und bei ihrem neuesten Song "Loss mer springe" kocht das Hilton.

Wie schafft man es, die Stimmung von Hundertzehn auf Null zu bringen? Man schickt nach dem Power-Act Kuhl un de Gäng Ne Knallkopp auf die Bühne. Einen Redner, der fest am Mikrofon verwurzelt steht und die Dynamik eines Igels im Winterschlaf ausstrahlt. Die Geräuschkulisse ist bei diesem Auftritt so hoch, dass selbst dem Künstler der Spaß vergeht - was er auch kund tut.

Zu einer klassischen Sitzung gehört natürlich auch ein großes Tanzcorps. Bei den Kölner Rheinveilchen fliegen die Marien durch die Luft und werden natürlich sicher wieder aufgefangen.

Zum Abschluss rütteln de Fetzer das Publikum mit ihrem Auftritt wieder wach und sorgen für einen versöhnlichen Abschluss der Sitzung.

Fazit: Man mag sich darüber beschweren, dass das Verhalten des Publikums unhöflich und respektlos gegenüber den Künstlern sei. Und auch gegenüber den Gästen, die gerne zuhören würden. Das ist es zweifellos. Doch eine Überraschung ist das nicht. Denn in den Vorjahren hatten selbst hochkarätigere Redner wie Markus Krebs und Jörg Jará (siehe Bericht aus 2016), Jörg Knör und Knacki Deuer (Bericht aus 2014) zur fortgeschrittenen Stunde einen sehr schweren Stand. Es bleibt abzuwarten, ob die Prinzengarde bei Ihrer Kostümsitzung diesen Weg trotzdem weiter verfolgen wird, oder sie den Vorstellungen der Mehrzahl der Gäste gerecht wird und nach nur zwei frühen Rednern zur Party übergeht. Oder sie letzteres eines Tages vielleicht tun muss, weil sich kein (guter) Redner mehr findet, der sich das antut.