ARD TV-Sitzung (13.1.2017)
Ein Pflichttermin für alle Düsseldorfer Karnevalsfreunde ist in jedem Jahr die Aufzeichnung der ARD Fernsehsitzung. So ist es denn kein Wunder, dass am Freitagabend alle 900 Plätze in der Stadthalle bereits seit langem verkauft sind.
Das Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. (CC) setzt an dem Abend auf vieles, was sich in den letzten Jahren erfolgreich bewährt hat. Doch es gab auch ein paar neue Akzente, die gelungen waren. Hier die Kritik.
Das Bühnenbild
Beim Betreten des Saals fällt sofort das neue, farbenfrohe Bühnenbild ins Auge, das von keinem anderen als Jacques Tilly erschaffen wurde. Auf stolzen 45 Meter Breite und sieben Meter Höhe prangen nun anstelle der in die Jahre gekommenen Stadtansichten Düsseldorfer Persönlichkeiten. Campino und Heino geben das Prinzenpaar, dazu gesellen sich Toni Turek Fußballgott, Joseph Beuys, Kraftwerk und viele weitere bekannte Gesichter. Dazwischen stehen die baulichen Wahrzeichen der Landeshauptstadt, unter anderem die Gehry-Bauten, der Fernsehturm und natürlich "Schlossturm und Lambätes".
Die Narrenfreiheit macht es möglich: Es findet zusammen, was nicht zusammen gehört.
Vor diesem Hintergrund thront der Elferrat auf den Fässern, wie bereits im Vorjahr einheitlich in bunten Clownskostümen gekleidet. In der Mitte unter der (Narren-)Freiheitsstatue, dem närrischen Symbol der Session, führt Stefan Kleinehr als Moderator wieder souverän durch die Veranstaltung.
Stefan, der "heiße Salamander" (Zitat: Lieselotte Lotterlappen).
Bei der Anmoderation bekommt er wie im Vorjahr Unterstützung durch die 11-jährige Jana Lehne.
Jana ist den Düsseldorfer Karnevalisten als Kinderhoppeditzin bestens bekannt.
Die Redner
Zum ersten Mal bei der Fernsehsitzung dabei, und das direkt als Eisbrecher: Multitalent Joachim Jung in seiner Paraderolle als mannstolle Comedy-Dame Lieselotte Lotterlappen. Sie geht durch das Publikum, wirft mit frechen Sprüchen nur so um sich, und verschont selbst die Männer hinter der Kamera nicht. Vielleicht insgesamt etwas zu lang, aber ansonsten ein sehr gelungenes Debüt!
Lieselotte mit ihrem ersten Opfer: "Sowas zuhause..."
De Frau (Ingrid) Kühne ist kurzfristig für den erkrankten Christian Pape eingesprungen. Mit ihren Anekdoten über die Probleme mit den Pfunden, über ihren pubertierenden Sohn und andere Tücken des Alltags ist sie eine gute Vertretung bei ihrem ersten Auftritt in einer Fernsehsitzung.
Das Urgestein in Bestform: Jürgen Hilger-Höltgen. War die Rede, die er für den Hoppeditz geschrieben hatte, schon ziemlich bissig, legt er heute noch eine Schippe drauf. Nachdem er Düsseldorf humorvoll zur "Kiffer City" erklärt hat, bekommen einige, die es verdient haben, so richtig einen mit: Donald Trump, Recep Erdogan und die AfD. Mit einem derart kritischen Anspruch und Inhalten, die auch die Zuschauer in ganz Deutschland verstehen, ist er definitiv eine wertvolle Bereicherung für den sonst meist unpolitischen Düsseldorfer Karneval.
Der letzte echte Düsseldorfer Büttenredner in Hochform.
Nachdem Markus Krebs bei der letztjährigen Aufzeichnung etwas schwächelte, meldet er sich mit einem brandneuen Programm mit frischen Pointen ganz stark wieder zurück. Mit Lachtränen in den Augen fordert das Publikum lautstark eine Zugabe und belohnt ihn als ersten Künstler des Abends mit Standing Ovations.
Markus Krebs wurde aus dem Töpferkurs geschmissen - er hatte sich im Ton vergriffen.
Nach seiner sehr gelungenen Premiere im Düsseldorfer Karneval bei der Prinzenpaarkürung steht Comedian Dave Davis alias Motombo Umbokko auch heute auf der Bühne und nimmt die sprachlichen Schwierigkeiten und Vorurteile gegen Ausländer humorvoll aufs Korn.
Weiße sehen für ihn alle gleich aus.
Jürgen Beckers alias der "Hausmann" bleibt seinem Stil treu. So einiges aus seinem Programm ist aber nicht neu, und seine Probleme mit den modernen Kommunikationsformen wie What's App & Co. sind nicht sonderlich witzig.
Knacki Deuser war auf der Sitzung im Jahr 2012 der neue Stern am Karnevalshimmel. Doch leider verglüht dieser zusehends. Bereits in der letzten Session hatte der Comedian oftmals gegen einen hohen Lautstärkepegel des Publikums anzukämpfen, und auch an diesem Abend hatte er es wieder schwer, Gehör zu finden - was mit Sicherheit auch an seinem späten Auftritt um 22:45 Uhr gelegen hat. Ob sich ein Künstler seines Kalibers das noch lange antun wird? Schade wär's...
Die Musik
Heinz Hüshoff ist der Sänger des diesjährigen Mottoliedes. Keine Frage, dass er mit diesem Lied die Veranstaltung eröffnet. Und es ist auch keine Frage, dass das Orchester Ardo unter der Leitung von Uwe Dominick als Sitzungskapelle wieder für den richtigen Ton in jeder Lage sorgt.
Ihre Premiere auf der ARD-Fernsehsitzung feierte die Band Kokolores. In Düsseldorf hat sie sich in den zwei Jahren seit ihrer Gründung mit ihrem frischen, rockigen Sound und eingängigen Melodien eine große Fangemeinde erspielt. Und auch heute steht das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton und singt mit. Zu ihrem Song "Tanzen gehn" hat sich die Band Verstärkung durch die Showtanzgarde der Prinzengarde Blau-Weiss sowie Tänzerinnen und Tänzern des Boston Club geholt. Klasse!
Kokolores mit Tanzgarde - bestimmt auch im TV gut anzuhören und schön anzuschauen.
Mit ihrem Mottolied "Diva vom Rhein" war die KG Regenbogen im Jahr 2014 schon einmal auf der Fernsehsitzung zu Gast. Nachdem sie in den beiden Jahren danach keine Berücksichtigung mehr fand, war sie in diesem Jahr wieder mit dabei. Und die Auftrittsgruppe rechtfertigt ihre Anwesenheit eindrucksvoll: bei dem Medley aus ihren bekanntesten Liedern und dem neuen herrlich verrückten "Min Ding ist din Ding" hält es niemanden mehr auf den Stühlen. Dass die KG Regenbogen damit auch im nächsten Jahr gesetzt ist, dürfte eigentlich keine Frage sein - zumal sie die oft beschworene Toleranz in unserer weltoffenen Heimatstadt wirklich lebt.
Die Regenbogen-Sänger Max und Martin. 
Das Publikum ist textsicher.
Für weitere musikalische Kurzweil an diesem Abend sorgen die Auftritte der Altreucher, der Fetzer und von Alt Schuss, bevor die Swinging Funfares traditionell das große Finale bestreiten. Beim allerletzten Lied der Veranstaltung holen sie sich Verstärkung und werden von den Rhine Area Pipes auf ihren Dudelsäcken unterstützt.
Keine Kostüme, sondern echte schottische Uniformen mit Kilts.
Die Tanzgarden
Auf einer Düsseldorfer Karnevalssitzung dürfen natürlich auch die Tanzgarden nicht fehlen. Die Tanzgarde der Prinzengarde Blau-Weiss zeigt, dass sie nicht nur Showtanz zum Auftritt von Kokolores kann, sondern selbstverständlich auch den klassischen Gardetanz perfekt beherrscht.
Sprung in den Spagat.
Mit ihrer neuen Choreografie unter dem Motto "Zirkus" präsentiert die Tanzgarde der KaKaJu eine ausgefeilte, wie immer sehr dynamische Darbietung, die durch die farbenprächtigen, fantasievollen Clowns-Kostüme eine reine Augenweide ist.
Sie genießt ihren ersten Auftritt mit der KakaJu: Ex-Venetia Sara (in der Mitte).
Das Fazit:
Der WDR soll dem Vernehmen nach sehr zufrieden mit der Aufzeichnung sein. Zu Recht, denn auch wenn es für das Publikum an der einen oder anderen Stelle etwas langatmig gewesen sein mag, so hat der WDR damit jede Menge Material, um aus fünf Stunden Show einen unterhaltsamen zweistündigen Querschnitt durch den facettenreichen Düsseldorfer Karneval zusammenzustellen.
Im Fernsehen ist die Sitzung nicht wie bisher am Mittwoch vor Altweiber in der ARD zu sehen, sondern am Karnevalssamstag. Zum einen ist das schade, denn bisher war es das perfekte Warm-up für die "Tollen Tage"; zum anderen kann eine Ausstrahlung am Samstagabend zur familienfreundlichen Sendezeit für eine gute Quote sorgen. Für die Düsseldorfer Jecken bedeutet das, entweder die Aufnahmegeräte zu programmieren, oder am Karnevalsdienstag im WDR die Höhepunkte ab 20.15 Uhr in „Unter einer Kappe“ anschauen.
Bilder von den tollen Kostümen der Gäste folgen in einer separaten Galerie.
