Hoppeditzerwachen 2015 Teil 1: Rathaus
So viele nach oben zeigende Daumen und anerkennende Schulterklopfer hat Tom Bauer in seiner 9-jährigen Amtszeit als Düsseldorfer Hoppeditz selten bekommen, als er nach seinem Auftritt den Jan Wellem Saal im Rathaus betrat. Zu Recht: Er war in Bestform, und sein Auftritt war nicht nur einer der lustigsten, die er bisher hingelegt hatte, sondern die Rede hatte auch so viel Lokalbezug wie lange nicht mehr.
Nach dem Rücktritt von Axel Masberg, der die Reden der letzten beiden Jahre geschrieben hatte (Jeck in Düsseldorf berichtete), musste das CC einen neuen Redenschreiber suchen. Und sie fanden ihn in jemandem, der ein Karnevals-Urgestein ist: Jürgen Hilger-Höltgen. Der letzte echte Büttenredner Düsseldorfs war selbst 11 Jahre lang Hoppeditz, bevor er mehrere Jahre lang die Hoppeditz-Gegenrede für Ex-OB Dirk Elbers verfasste.

Hilger-Höltgen verarbeitete so ziemlich alle Themen, die die Düsseldorfer in diesem Jahr bewegten oder noch immer bewegen. Vor allem OB Thomas Geisel muss so einiges einstecken, zum Beispiel "dass der Kleine ein großer Versprecher" sei. Auch das Thema Tour de France ("Grand Prix de Pipi d'Anabolikaen") ist eine gute Vorlage - sehr gut verwandelt von Tom Bauer: "Start in Klein Paris - auf unserer Kö. Und dann raus nach - Hubbelrath".

Der Hoppeditz spottet über das Ölgemälde von Elbers, das im Rathaus hängt: „Das Ding wohl eine Eignung hätt, im Witzfigurenkabinett" und rät Geisel, sich lieber fotografieren zu lassen.

Fortuna Düsseldorf bereitet im Moment seinen Fans keinen Spaß. Anstatt um den Wiederaufstieg in die erste Liga mitzuspielen, ist sie "gleich hinter dem Startblock erbärmlich verreckt." Der Hoppeditz sucht sie mit dem Fernglas und findet sie schließlich ganz unten am Tabellenende.

Nicht fehlen darf natürlich der überraschende Rücktritt von CC-Präsident Josef Hinkel ("Stuten-Jupp") am 1. April und die anschließende "Provinzbühnen-Posse", die über die Presse ausgetragen wurde.
Auch aktuelle Themen, die von sich aus keinen unmittelbaren Bezug zu Düsseldorf haben, werden aufgegriffen und geschickt verknüpft, zum Beispiel das Thema Sterbehilfe ("ich bin der einz'ge, so sag ich mal scharf, der das mit professioneller Hilfe von euch auch noch darf") oder ein Zitat von dem erst am Vortag verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt.
Die Highlights der Rede können hier im Video von Center-TV angeschaut werden: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-hoppeditz-ist-erwacht-vid-1.5552603
Sehr gut: In diesem Jahr wurde im Jan Wellem Saal ein großer Bildschirm aufgehangen und eine leistungsfähige Soundanlage angeschlossen, so dass die Ehrengäste im Saal die Rede aufmerksam verfolgen konnten.

Fazit: In den letzten beiden Jahren war es der Anspruch, das Hoppeditz-Erwachen - so wie den Düsseldorfer Rosenmontagszug - überregional in die Medien zu bringen. "Unser mittelfristiges Ziel ist es, dass die Tagesschau am 11.11. über die Rede berichtet und Ausschnitte daraus zeigt" sagte Ex-CC-Präsident Josef Hinkel damals.
Doch das Echo bei den Karnevalisten war gemischt: Zu wenig Lacher, zu wenig Düsseldorf und zu intellektuell, fanden einige Kritiker. "In diesem Jahr wollten wir das, was die Düsseldorfer bewegt, stärker in den Vordergrund stellen und volksnäher sein - und natürlich an vielen Stellen auch lustig" so Hoppeditz Tom Bauer. Und diesem Anspruch ist die Rede voll und ganz gerecht geworden, wie das allseits positive Echo zeigt.