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Er war der Schreiber des Hoppeditz: Axel Masberg im Gespräch

20.06.2015

Zu den zahlreichen Herausforderungen, denen sich das neu formierte CC gegenüber sieht, hat sich eine weitere hinzu gesellt: Der Hoppeditz braucht einen neuen Redenschreiber. Der anonyme Autor, der Hoppeditz Tom Bauer in den letzten beiden Jahren die intelligent-bissigen Reden in den Mund schrieb, hat seinen Abschied erklärt. Und das Geheimnis um seine Identität wurde auch gelüftet: Sein Name ist Axel Masberg. Jetzt stand der 38-jährige Düsseldorfer Anwalt Jeck in Düsseldorf Rede und Antwort.

Hoppeditz und Axel
Das bissige Dream-Team Tom Bauer und Axel Masberg

JiD: Axel, deine Identität, die bis vor kurzem nur eine Handvoll Eingeweihte kannten, ist nun gelüftet: Du warst der anonyme Redenschreiber. Warum wolltest du so lange unerkannt bleiben?

AM: Grundsätzlich sah ich es als meine Aufgabe an, mich in die Figur und Rolle des Hoppeditz einzudenken und wollte mir für die Rede gern den Grad an Freiheit und Unabhängigkeit, die der mythischen Karnevalsfigur des Hoppeditz selbst zu Eigen ist, nehmen. Zudem strömen die Jecken nicht am 11.11. zum Marktplatz um die Meinung eines Schreibers zu hören, sondern die des Düsseldorfer Hoppeditz.

JiD: Und du wolltest dich ungestört kreativ entfalten, nehme ich an.

AM: Ja. Ich befürchtete, dass im Falle einer Namensnennung der Druck von außen steigen würde und sah mich während jedes Gespräches in der Kneipe oder auf Parties von Bekannten und auch Unbekannten, mit guten Ratschlägen und Forderungen beglückt. Dies erschien mir so wenig reizvoll, dass mir nur die Beibehaltung der Anonymität erstrebenswert erschien.

JiD: Verständlich. Wie hast du an den beiden Reden gearbeitet?

AM: Sie sind in vielen Geheimsitzungen zwischen dem imaginären Hoppeditz, einem weißen Blatt Papier und mir verhandelt worden. Ich habe versucht, mich in den klugen Narren, der unbehelligt der Obrigkeit den Spiegel vorhalten darf, hinein zu versetzen und aus seinen Augen die Geschehnisse zu sehen und meine eigene Meinung nicht zum Maßstab zu machen.

JiD: Hast du dir Feedback geholt?

AM: Die Gefahr dieser Isolationsschreiberei liegt natürlich darin, dass man sich manchmal auch vergaloppiert. Deshalb möchte ich an dieser Stelle Tom und auch dem eingeweihten JiD, also Dir, lieber Oliver, danken, mich bei manchen Experimenten – man denke nur an die Gott sei Dank im Papierkorb verschwundenen Kreuzreime - daran zu erinnern, dass der Text nicht nur auf einem Marktplatz vorgelesen, sondern auch noch von einer heiteren Menge angehört werden muss.

JiD: Ja, die Kreuzreime... ich erinnere mich:

"So preis' ich Dich, der ich Dich kenne,
der mit Dir eins geworden wart,
Auch auf der neuen Zeiten Schwelle,
Deine schöne Eigenart."

Gruselig.

AM: Jedenfalls in einer Hoppeditzrede.

Hoppeditzerwachen
Das Hoppeditzerwachen ist eine der Top-Veranstaltungen im Düsseldorfer Karneval.

JiD: Wie bist du denn überhaupt an diesen „Job“ gekommen?

AM: An den Job bin ich dadurch gekommen, dass Josef Hinkel meinen ersten plumpen Versuch, unsere Sprache in Reime zu zwängen, zufällig miterleben musste. Kurz danach hat er mich gefragt, ob ich nicht auch etwas Politisches schreiben könne und wolle.

JiD: Und du konntest und wolltest...

AM: Ich habe zunächst vorgeschlagen, dass ich ein paar Ideen zu Papier bringe, so dass dann überlegt werden kann, ob man es mit mir tatsächlich versuchen wollen. Schließlich habe ich ja keinerlei Erfahrung im Reden schreiben, von politischen Reimen ganz zu schweigen. In dieser Erprobungsphase wollte ich nicht namentlich genannt werden, da ich nicht als der Redenschreiber, der schon vor der ersten Rede abgelöst wurde, in die Karnevalsanalen eingehen. Und dies hielt ich für eine durchaus realistische Möglichkeit.

JiD: Zumal du eigentlich kein Karnevalist bist.

AM: Hey, das stimmt so nicht! Ich liebe Karneval und habe und werde auch immer intensiv Karneval feiern, nur bislang satzungs- und sitzungsfrei. Mit unserem Bollerwagen verpasst unsere Familie keinen Rosenmontagszug.

JiD: Wie war das Gefühl für dich, unerkannt am 11.11. während der Hoppeditz-Rede zwischen den Karnevalisten vor und im Rathaus zu stehen oder danach im Quartier Bohème zu feiern?

AM: Das war natürlich ein großartiges Gefühl, das ich allerdings beide Male nicht angemessen genießen konnte, weil ich viel zu aufgeregt war. Beide Reden haben sich ja von den bisher gehaltenen Reden unterschieden und es war unklar, ob diese Veränderung als gut oder katastrophal wahrgenommen würde. Im Quartier Boheme konnte ich dann aber mehr und mehr ausgelassen feiern, als die ersten positiven Rückmeldungen eintrudelten.

Axel Masberg und Christoph Joußen
Ach wie gut, dass niemand weiß... Ex-CC-Geschäftsführer Christoph Joußen wusste natürlich.

JiD: Als Fazit bleibt festzuhalten: Du hast - insbesondere im letzten Jahr - die Hoppeditz-Rede auf ein neues Level gehoben. Bissig, subtil, intelligent, top-aktuell und gleichzeitig humorvoll mit grandiosen Wortschöpfungen wie „Kraftschattengewächs“ oder „Spätzlebonsai“.

AM: Da sich nicht alle Düsseldorfer am 11.11. auf dem Marktplatz versammeln können und wollen, spielt natürlich die Berichterstattung danach eine maßgebliche Rolle. Da kann es hilfreich sein, Inhalte stark zu komprimieren, im Optimalfall auf nur ein (neu geschöpftes) Wort. Natürlich macht es dann eine große Freude, bei Google festzustellen, dass bestimmte Worte (Kraftschattengewächs, Glückskolchose, Bumsgestein, Spätzlebonsai) tatsächlich erst einmal verwendet wurden - und zwar vom Hoppeditz.

JiD: Jetzt hast du an den Vorstand des CC eine E-Mail – standesgemäß in Reimform – geschrieben und deinen Rücktritt als Redenschreiber erklärt (hier die Abschieds-E-Mail) . Und das nach all dem positiven Feedback. Warum willst du nicht weitermachen?

AM: Die Voraussetzungen meines Engagements waren sehr speziell. Josef und Christoph Joußen haben mir blind vertraut und mir – insoweit auch mit erheblichem Risiko für sich – den Freiraum gegeben, ohne Vorgaben eine eigene Interpretation des Hoppeditz abzuliefern. Ich glaube nicht, dass es fair wäre, dem neuen Vorstand meine Eigenwilligkeiten und Freiheitsgelüste zuzumuten.

JiD: Was bedeutet das für den Hoppeditz?

AM: Die Figur des Hoppeditz muss sich, ebenso wie der Karneval, jedes Jahr neu erfinden. Sonst rostet er ein, wird langweilig und erkaltet zuletzt im inhaltsleeren Zeremoniell. Nicht umsonst wird der Hoppeditz am Ende jeder Session verbrannt und ruht im Grabe, bis er bei seiner Auferstehung am 11.11. nicht nur an den Gliedern, sondern auch im Geist erneuert ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass der neue Vorstand die Möglichkeit haben muss, die kommende Auferstehung autonom zu gestalten.

JiD: Was machst du am 11.11.2015?

AM: Da bin ich natürlich beim Hoppeditz-Erwachen, diesmal sehe ich mir dann aber völlig unaufgeregt den Oberbürgermeister von vorne und den Senftopf vom Bierstand aus an. Darauf freue ich mich schon riesig.

Hoppeditz Tom Bauer
Tom Bauer als glänzender Verkäufer der bissigen Reime.

JiD: Hast du noch ein weises Schlusswort für uns?

AM: „Uns ist die Welt nicht einerlei. Seid gewarnt, der Narr ist frei!“ Frag´ mich aber in zwanzig Jahren noch mal.

JiD: Vorher trinken wir aber zusammen ein Alt am 11.11. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!

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