Aufzeichnung der ARD TV-Sitzung (12.1.2018)
900 bunt kostümierte Gäste erlebten am Freitagabend bei der Aufzeichnung der ARD-Fernsehsitzung in der seit langem ausverkauften Düsseldorfer Stadthalle ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Programm.


Hier die Kritik.
Der Moderator
Der Start ist originell: Gemeinsam mit Markus Krebs und Wolfgang Trepper moderiert Stefan Kleinehr die Veranstaltung von einem Podium in der Mitte des Saales an.

Doch danach passiert etwas, was sich kein Moderator wünscht: Von der Bühne sagt Stefan Kleinehr den ersten Künstler an, und zwar „Ne Hausmann“ Jürgen Beckers. Doch der ist noch gar nicht da – was Kleinehr aber nicht mitgeteilt wurde. Er versucht es noch einmal – vergebens. Wie sich später herausstellt, wurde Beckers eine falsche Uhrzeit mitgeteilt. Doch dank seiner Routine und seiner Spontaneität improvisiert Kleinehr und unterhält die Gäste, bis Jürgen Hilger-Höltgen als Ersatzmann auf die Bühne kommt. Danach läuft alles rund, und Kleinehr führt gewohnt souverän durch den Abend.
Die Organisation
Hier ist Nachsitzen angesagt! Einem Künstler an diesem wichtigen Abend eine falsche Uhrzeit mitzuteilen, ist schon ein dickes Ding. Dem Vernehmen nach war die Regie „not amused“; bedeutet es doch, den genau geplanten Ablauf umzuwerfen.
Danach war das Team im Backstage-Bereich nicht in der Lage, Kleinehr rechtzeitig darüber zu informieren, dass Beckers nicht da ist, und lässt ihn vor der Kamera ins offene Messer laufen. Nicht nett, und auch nicht professionell.
Und noch etwas: Während die Medienvertreter in einem separaten Medienraum mit Getränken, belegten Brötchen und Weingummis bestens versorgt wurden, sah es im Künstlerbereich wohl anders aus: Brings-Keyboarder Kai Engel irrte vor dem Auftritt seiner Band durch das Foyer, auf der Suche nach etwas Essbarem – das es im Künstlerbereich nicht (mehr?) gab.

Die Redner
Jürgen Hilger-Höltgen springt kurzfristig für Jürgen Beckers ein. Doch das allein kann keine Entschuldigung für seinen Auftritt sein: Die scharfzüngigen Passagen, die er für die Hoppeditz-Rede geschrieben hat und jetzt recycelt, sind vielen Gästen noch im Original im Gedächtnis und zünden nicht mehr. Und Thomas Geisel als „Bonsai-OB“ zu bezeichnen, ist langweilig, Erdogan einen „Kümmeltürken“ zu nennen, keinen Deut besser.
Unterhaltsam wird es danach mit Christian Pape, der charmant die Eigenheiten der Rheinländer aufs Korn nimmt und natürlich das obligatorische Tänzchen mit Kompagnon Dr. Stefan Bimmermann nicht vermissen lässt. Und auch der inzwischen erschienene Jürgen Beckers liefert später mit seiner trockenen Art einen soliden Auftritt ab.
„Der Sitzungspräsident“ Volker Weininger ist zum zweiten Mal auf der Fernsehsitzung. Zum kontinuierlichen Verzehr von Altbier lästert er über Veganer und berichtet von dem Ausflug seines Elferrates, der „Heuschreckenplage der Gastronomie“. Witzig!

Markus Krebs, heute zum 4. Mal dabei, tut eigentlich immer das Gleiche: Er sitzt zumeist auf seinem Hocker und erzählt prollige Witze. Doch wie er das macht, das ist unnachahmlich! Auch dieses Mal packt er den Humor-Granatwerfer aus und feuert eine Pointe nach der anderen ab, so dass den Gästen die Lachtränen in die Augen steigen. Absoluter Volltreffer!

Auch Wolfgang Trepper schafft es zu späterer Stunde, das Publikum mit einem Rückblick in seine Jugend und in die Plattenkiste seines Vaters abzuholen und auf seine humorvolle Reise mitzunehmen.

Die Musik
Kokolores haben in dieser Session das Mottolied geschrieben, und dürfen daher traditionell den musikalischen Anfang machen. Mit ihrem Hit aus dem letzten Jahr „Tanzen geh‘n“ und dem Mottolied „Jeck erst recht“ sorgen sie direkt für Party-Stimmung im Saal.

Die Auftrittsgruppe der KG Regenbogen trägt in ihren bunten Kostümen, mit ihrer fröhlichen Art und natürlich mit ihrem sehr gelungenen Sessionslied „Klabautermann“ die Vielfalt des Düsseldorfer Karnevals auch in die heimischen Fernsehstuben.

In einem „Düsseldorfer Block“ geben sich die Jolly Family, Heinz Hülshoff, die Rhingschiffer und Michael Hermes das Mikro in die Hand und sorgen für Lokalkolorit.
Im Sommer 2016 hatten Hally Gally ihren ersten Auftritt im Düsseldorfer Karneval. Jetzt, nur eineinhalb Jahre danach, feiern sie ihre Premiere bei der Fernsehsitzung. Und was sie da machen, hört sich nicht nur gut an, sondern sieht auch gut aus. Ein prima Debüt!

Seit 14 Jahren gehören Alt Schuss zum festen Bestandteil der Düsseldorfer Karnevalsmusikszene, und natürlich dürfen sie auch heute nicht fehlen – zum letzten Mal in dieser Besetzung mit Sänger Rainer Lieverscheidt, der nach der Session mit einem neuen Musikprojekt starten wird.
Noch länger dabei, und zwar über 40 Jahre, sind de Fetzer. Doch sie müssen aufpassen, dass sie von den jungen Düsseldorfer Bands nicht links und rechts überholt werden: Mit dem Altbierlied aus dem Jahr 1978 und dem neuen Titel „Wieder in der Altstadt“, auf die Melodie von „My oh my“ von Slade aus dem Jahr 1983, auf der Fernsehsitzung anzutreten, zeugt nicht gerade von kreativem Output.
Bestimmt gibt es wieder Stimmen, die kritisieren, sie seien nicht aus Düsseldorf, und nörgeln: „Warum müssen wir die auf unserer Fernsehsitzung haben?“ Ganz einfach: weil sie eine Klasse für sich sind. Die Rede ist von Brings. Ihr neuer Song „Liebe gewinnt“ hat es in die deutschen Charts geschafft, und mit „Su lang mer noch am lääve sin“ und „Polka Polka Polka“ bekommen sie immer noch die müdesten Jecken auf die Stühle.

Den würdigen Abschluss des Abends bildet die neue Düsseldorfer Hymne „Du bes uns Heemot“, die die Swinging Funfares zusammen mit den verschiedenen Düsseldorfer Sängern präsentieren.

Die Tanzgarden
Die GKG Elf vom Dörp hat neuerdings eine Tanzgarde. Die ist nicht nur schön anzuschauen, sondern beweist - im Gegensatz zu den allermeisten anderen Tanzgarden – dass man auch zu ausschließlich Düsseldorfer Liedern einen tollen Auftritt hinlegen kann.
Die Tanzgarde der KakaJu ist das Maß aller tanzenden Dinge in Düsseldorf, und daher sind die Erwartungen hoch. In diesem Jahr ist sie einen etwas anderen Weg gegangen und hat auch Dance-Musik in die Choreografie eingebaut. Leider ist das nur halbherzig geschehen. Und so sehen die Gäste eine Darbietung, die etwas Zeit braucht, bis sie in Schwung kommt, dann zwar die zweifellos perfekt choreografierten und tänzerisch umgesetzten, aber leidlich bekannten Elemente wie die Sprünge in den Spagat beinhalten, aber weder mit neuen Bestandteilen überrascht, noch mit der Poesie der letzten Jahre verzaubert.

Fazit
Der überwiegende Teil der Gäste war sich einig: Dieser Abend hat viel Spaß gemacht! Der neue Regisseur Bastien Angermeer hat sicherlich noch etwas Arbeit vor sich, aber die Grundzutaten für einen vergnüglichen jecken Fernsehabend, der den Düsseldorfer Karneval angemessen repräsentiert, sind bereitet. Die Sitzung wird am Mittwoch, 31. Januar, um 20:15 Uhr in der ARD übertragen.
Wichtig: Hinweise zu meinen Fotos.